Am 15. Oktober verstarb mit Peter K. „Pitt“ Schroeder einer der großen Motorradsportfunktionäre des späten 20. Jahrhunderts. Schroeder erlag im Alter von nahezu 79 Jahren einem Herzanfall, welchen er mit seiner bereits angegriffenen Gesundheit nicht mehr kompensieren konnte.
Seine motorsportliche Karriere begann „Pitt“ wie viele andere Einsteiger Ende der fünfziger Jahre im Motorrad-Geländesport, wo er vorzugsweise englische Einzylinder einsetzte. Später folgte er dem allgemeinen Trend zu vier Rädern und startete fast zehn Jahre lang als Fahrer und Beifahrer im nationalen Rallyesport mit der Teilnahme an der Rallye Monte Carlo als Höhepunkt.
Mit seiner Wahl zum Sportleiter des ADAC Nordbaden beendete der Heidelberger seine sportliche Laufbahn, um als Funktionär seine Liebe zum Motorrad wiederzuentdecken. Der Wunsch, für Motorradsportler etwas zu bewegen, führte ihn in den damaligen Motorradsportverband OMK und schließlich in dessen Präsidentenamt, welches er als Vertreter des Trägerverbandes ADAC alternierend in mehreren Wahlperioden übernahm. Über die deutsche Föderation gelang der Sprung in den Weltverband FIM, wo er anfangs Sitz und Stimme in der Kommission für Enduro und Trial innehatte und danach der neu etablierten Trialkommission vorsaß. Zeitgleich vertrat er die Motorrad-Interessen als Fachreferent im Gesamt-ADAC.
Eigentlich ein bodenständiger Macher, hatte er durchaus Visionen, deren Umsetzung ihm gegen alle Erwartungen häufig gelang. Er war die treibende Kraft hinter der bislang letzten Mannschafts-Weltmeisterschaft für Endurofahrer (International Six Days Enduro) auf deutschem Boden, die 1989 in Walldürn ausgetragen wurde und stand Pate für die beiden Veranstaltungen mit gleichem Prädikat in Australien in 1992 und 1998. Schroeder pflegte im Sport langjährige Freundschaften und gestaltete Netzwerke, die die Durchführung derartig komplexer Veranstaltungen erst möglich machten.
Auch bei der Organisation von Indoor-Trials leistete Schroeder Pionierarbeit und förderte Veranstaltungen in Heidelberg, Mannheim und Sinsheim, die bereits Ende der 80er Jahre internationalen Charakter hatten.
Über die entstandenen, über die Landesgrenzen hinausreichenden Kontakte erwarb er 1977 die Importrechte für SWM-Motorräder, die er bis zur Schließung des Werkes im Jahr 1984 vertrieb. Folglich gelangte im Sommer 1978 auch die erste SWM TL 280 Guanaco durch ihn nach Deutschland. Auch weitere klangvolle Namen wie Accossato, Gori und Kram-It befanden sich zu dieser Zeit im Portefeuille seiner kleinen Importfirma. Im Anschluß managte er noch weitere 14 Jahre lang das Tagesgeschäft der ebenfalls im Familienbesitz befindlichen Deutschlandvertretung für Beta- und Montesa-Motorräder.
Mit erreichen des Pensionsalters zog Schroeder sich konsequent von Sport und Beruf zurück. Zum einen, weil er gängige Vorurteile über den Verbleib von Sportfunktionären in ihren Funktionen widerlegen wollte, aber auch weil „sein“ Verband OMK mit dem Automobilverband zu einer dualen Föderation fusionierte. Nichtsdestoweniger liegt die Latte für seine Nachfolger heute immer noch hoch und diese haben mit der für das kommende Jahr in Sachsen geplanten Enduro-Mannschafts-WM die Gelegenheit, eine ähnlich gute Veranstaltung wie damals auszurichten.
Natürlich sind seine drei Jungs inzwischen gestandene Männer, die mit unterschiedlicher Ausprägung die Leidenschaft des Vaters als Hobby und auch Beruf weiterleben, so dass man sich über das motorradsportliche Erbe von „Pitt“ keine Sorgen machen muss.
Trauriges Ciao
Frank