Beta Minitrial - ein kleiner Erfahrungsbericht (für Eltern & andere Irre)

Moin zusammen,

anbei ein kleiner Bericht rund um die Beta Minitrial, meine Zeilen sind gedacht für all diejenigen (Eltern), die so wie wir ein paar Informationen rund um mögliche Einsteiger-Trialmotorrädchen für den Nachwuchs such(t)en und dabei Freude am Selbstschrauben haben und insofern eher günstig & dafür gebraucht kaufen möchten, um mal zu schauen, ob sich bei den Kindern mehr daraus entwickeln mag ...

... ach, und natürlich für all' die Väter oder Mütter, die seit Jahren nur darauf warten, endlich das perfekte Argument in die Hände zu bekommen, endlich begeistert all' die die vor über einem Vierteljahrhundert erworbenen 2-Takt-Erinnerungen mit schönster 'Entschuldigung' wieder ölig, schlammig & zufrieden grinsend wieder ausüben zu können ...

ALLES NUR DER LIEBEN KINDER WEGEN ... ganz klar.

Vielleicht sind die Bildchen und Zeilen ja für die einen oder anderen Eltern nützlich auf der eigenen Suche nach einem kleinen Untersatz für die Jüngsten - dann würde mich das freuen. Alles ganz ohne
Anspruch auf Richtigkeit oder gar Vollständigkeit oder sonstwas - ganz sicherlich kann man alles anders angehen, sehen und machen - und liegt damit bestimmt genauso gut oder schlecht, richtig oder falsch ...

In diesem Sinne,

Ende letzten Jahres stellten die Kinder endlich die Frage, auf die ihr Papa insgeheim schon lange gehofft hatte:

"Können wir nicht auch endlich ein Motorrad fahren, so wie Ihr?!" Juchu. Ganz und gar zufällig standen wir da just auf dem Trialgelände beim MSC Köngen-Wendlingen und es durften am Schnuppertag die Kleinen fahren ...

Nach dem Tag war die Sache für die ganze Familie besiegelt - und ein kleiner Trialer für die jungen Einsteiger sollte her, auf besonderen Wunsch einer, 'der aber auch so toll klingt, wie die großen richtigen Motorräder für Euch Erwachsenen'. Gerne.

Die nächsten Wochen surften wir durch allerlei Foren und Internetseiten, lasen Ansichten, Erfahrungsberichte, sichteten Modelle, Ersatzteile, Angebote und Preise - so, wie es vielen anscheinend ganz ähnlich geht.

Die Entscheidung fiel in unserem Fall auf eine nicht teure, ordentlich gebrauchte Beta Minitrial. Es hätte aber sicherlich auch jedes andere Modell werden können, wir hatten halt Beta eh' schon rumstehen, die Ersatzteilversorgung ist dank eines nahen guten Händlers auch gesichert - ausschlaggebend war dann also lediglich Preis & Zustand im Verhältnis zueinander (und zu Papas Zeit ...).

Von einer anderen trialverrückten Familie kauften wir also den zu klein gewordenen Minitrialer, der nach erster Ansicht liebevoll für den Verkauf zurechtgemacht, mit nur kleinen Schäden, ohne erkennbare Strukturprobleme und mit nicht ungesund klingendem Motor genau richtig für uns sein sollte.

Der Motor lief, wenngleich nicht besonders schön, Gebrauchspuren rundum - klar - die Kupplung war OK. Kleinere Einstell- und Überholungsarbeiten sollten für die erste Saison ausreichen, daß die Kleinen mal einsteigen konnten.

Also ab mit dem Neuerwerb direkt in die Werkstatt, in der es schon bald wieder nach Zweitakt duftete ... Alles prüfen, anschauen, ausprobieren ...

Dank Frank hier aus unserem Forum war die kleine Beta anhand der Rahmennummer auch fix als 2005er datiert, was die Ersatzteillisten und Handbücher dann auch gleich als richtig mit sich brachte - Danke, schön!

Startschuß.

Meiner Ansicht nach, sind diese kleinen Motorrädchen etwas besser als Ihr Ruf, von dem vielfach zu lesen ist.

Es ist sehr einfach gehaltene 'Basis-Technik' - ja - und sicherlich von der Anmutung auch etwas anderes als unsere größere Evo vielleicht, aber in der Einfachheit liegt auch viel Vorteil, wie ich finde - es ist alles im Handumdrehen überprüft und wieder OK.

Dank der tollen Aufbereitung der Vorbesitzer konnte es direkt mit der Durchsicht losgehen.
Kleinteile fehlten hie und da, wie z.B. diese Vibrationsgummis in den Zylinderrippen oder auch allerlei Dichtungen rund ums Abgas. Die Kunststoffseitendeckel sind ein kleiner Schwachpunkt, die geben an den Schraubflanschen beim Anziehen der Schrauben nach. Der Deckel ist für ein paar Euro ausgetauscht.

Sauber.

Unvollständig, ölig.

Was tun, wenn ein kleiner Zweitakter etwas schlapp und wenig drehfreudig ist?!

Den Vergaser baden schicken ist immer ein guter erster Schritt bei noch unbekannten kleinen Motörchen ...

Vollbad.

Wärend der Vergaser die Kur genießt, galt der nächste Blick gleich den kleinen, flatternden Membranen - der Weg ist ja bereits frei und ansonsten ist für den Moment ja nicht viel anderes zu tun ...

Vergaser-Flansch & Membrane.

Gegen's Licht gehalten sollte möglichst keines hindurchfallen, was hier nicht so 100%ig der Fall ist:

Lichtdicht?

Direkt ausgebaut sehen die kleinen Flatterteile eher fies aus, aber mit etwas Hingabe und Bremsenreiniger läßt sich ad hoc viel erreichen. Und solange die Membranen selbst noch keine nenneswerten Löcher aufweisen, spricht nach meiner Einschätzung auch nichts gegen eine
Wiederverwendung (kann man natürlich auch anders sehen).

Gereinigt.

Ohne Löcher.

Und mit etwas liebevoller Ausrichterei beim Wiederzusammenbau läßt sich auch mit den Altteilen wieder ein ganz passables Bild erreichen:

Lichtdicht!

Der letzte Blick dieser Aktion gilt dann noch der Auflagefläche & Dichtung, auf der der Vergaserflansch am Motorgehäuse sitzt, sowie dem "Inneren" des Gehäuses selbst, was hier nach etwas Durchwischen prima ist.

Parallel dazu wurden Auspuff & Krümmer einer ordentlichen Reinigung unterzogen, was naturgemäß immer eine Mordssauerei ist ...

Ein Blick auf den Kolben bei dieser Gelegenheit zeigte keine auffälligen Riefen, Kompression hat der kleine Minitrialer auch und komische Klappergeräusche hatte er eh' nicht - also hier kein weiterer Handlungsbedarf, alles fein.

Die Zündkerze tauschte ich per se - und ein Blick auf dieselbe zeigte, daß die letzte Verbrennung recht fett war - was auch zum Bild der Auspuffanlage paßte ... Alles brav gereinigt, die Zündkerze auf nahe 0,5mm mit den Fühlerlehren-Blättchen justiert - und alles konnte direkt wieder zusammengesetzt werden. Mit neuen Dichtungen rund um die Auspuffanlage.

Nach einigen Durchgängen war jetzt die Badezeit des kleinen Vergasers auch beendet. Das "Badewasser" sah' aus, wie bei den kleinen Besitzern auch ...

Gereinigt.

Jetzt konnte anständig 'durchgepustet' werden - und der nächste Blick galt nochmal den liebenswerten Kleinteilen dieses sehr spartanischen kleinen Vergasers. In unserem Fall ist ein SHA_15-15 verbaut - viel einfacher geht's nicht - und hier bestehen eben die bekannten Einschränkungen bei der Gemischaufbereitung, die ich schon aus damaligen Zeiten so lieben lernte ...

Wenn alle Kanälchen und Ecken schön sauber sind, sollte das kleine Ding eigentlich wieder einwandfrei funktionieren. Für knapp 40,-€ bekommt man zwar bereits neuen Ersatz - aber ich hatte den Ehrgeiz, das ohne Neukauf zu richten (so wie damals finanzbedingt ja auch ...)

Sauber.

Trocken.

Bei nicht freudig drehendem Motörchen ist ein Blick auf die kleine Nadel, sowie auf den Schwimmer und seine Achse selbst kein Fehler. Der Schwimmer (nicht einstellbar) hakte etwas, was sich über dessen Drehachse gut ausmerzen ließ - dicht war er, also durfte er bleben.

Da die kleine Minitrial nicht ordentlich hochdrehte und insgesamt recht schlapp wirkte, lang nahe daß sie schlicht "überlief". Das ließ sich beim ersten Test mit dann geschlossenem Benzinhahn auch bestens nachstellen. Also: Austausch der Nadel (der man nicht viel ansah, die aber dennoch nicht richtig dicht hielt) für stolze 2,50€ war's wieder gut.

Kleinzeug mit großer Wirkung.

Etwas fremde Luft schummelte sich aufgrund der defekten Dichtung auch noch mit dazu, wie es schien. Hier durfte dann etwas nach Schablone geschnibbelt und gefrickelt werden (tolle Kinderbeschäftigung - und damit war's das auch schon.

Bastelarbeiten Malen nach Zahlen ...

Alles konnte wieder zusammengesetzt werden.

Der Gaszug mußte ordentlich durchgespült und etwas geschickter verlegt werden - dem immens -ähm- konstengünstig ausgeführten Gasdrehgriff war nur eingeschränkt zu helfen, das geht in Zukunft noch schöner ... na, aber irgendwas muß ja auch für zukünftige Basteleien noch bleiben

Ein erster Test in der Werkstatt sorgte dann für ganz große Augen - beim Nachwuchs, wie auch beim Papa.
Mit dem ersten Tritt lief das kleine Motörchen vorbildlich, ließ sich brav einjustieren - und erstaunt nahmen wir zur Kenntnis, daß sie so schick am Gas hängt, daß ein beherzter Dreh am Griff gleich zu einem schmucken Hüpfer halb auf die Werkbank führte. Der Nachwuchs war nachhaltig beeindruckt ...

Für die Außentemperaturen im Januar wurde beim Wiederzusammenbau noch nach Augenmaß umbedüst (60er, dann 59er) - und bei -10°C lief die kleine Beta so, wie es sein soll.

Klarer Fall, daß wir ungeachet des Wetters auf 'Beschluß' der Kinder von nun an bei Schnee, Regen, Schlamm jede Woche auf dem Gelände stehen mußten.
So gar nicht wirklich zum Leidwesen von uns Eltern ... da scheint mehr als nur ein Wunschtraum in Erfüllung zu gehen ...

Groß & Klein zusammen unterwegs.

Nachtrag:
Nach genügend "Kennenlernen" läuft unser kleines Modell derzeit mit einer 62er Düse wirklich am Besten - springt so gut an, daß die Kinder das gut selbst hinbekommen, läuft nicht zu warm - alles rund.