WIG-Hartlöten ...

  • Da das Wetter schlechter wird und der eine oder andere vielleicht beginnt, über Bauprojekte nachzudenken: zufällig bin ich vor Kurzem über das Thema WIG-Hartlöten gestolpert. Das, was ich z.B. auf Youtube (Suchwörter: TIG Bronze Welding, TIG Brazing ...) finden konnte, hat mich neugierig gemacht. Also kurzerhand das entsprechende Lot bestellt - gibts z.B. hier:


    http://www.sonderlote.de/epage…ories/Produkt-Shop/%22WIG L%C3%B6ten%22


    .. und heute ausprobiert. Nicht ich mit meinen überschaubaren Schweißkünsten, sondern mein Kollege "Frank, the Welder" - Herr aller Schweiß- und Löttechniken: V2A Vierkantrohr auf ST37 Stahlblech, beides nur blank und nicht weiter behandelt. Kein Flussmittel, Schutzgas "normales" Argon-Universalgemisch. Ergebnis: geht super schnell und sauber, nur minimalster Verzug. Im 1. Bild die unbehandelte Lötstelle. Im 2. Bild das Ergebnis des Zerstörungsversuchs (Rohr eingespannt, dann mit dem 2-Meter-Montiereisen versucht, des Blech abzuschälen bzw. das Ganze zu zerstören. Resultat: nicht kaputt zu kriegen, die Lötstelle geht die Verformung mit, keine Versprödung oder Verhärtung des Grundmaterials!!!


    Das Verfahren ist nicht nur easy anzuwenden, sondern eröffnet ungeahnte Möglichkeiten in Rahmen-Reparatur, -Um- oder -Neubau! Hochfeste Stähle, Edelstähle, auch in Kombination unterschiedlicher Werkstoffe, lassen sich so tragfähig und sicher verbinden. Klar, das konnten und können die englischen Rahmenbauer (Reynolds-Mangan-Molybdän-Rohr ...) mit dem Gasbrenner seit Jahrzehnten, das aber wegen der zu verwendenden Lote und Flussmittel nur unter erheblichem Gesundheitsrisiko.


    Also dann: rann an die Schweißgeräte, Männer! :thumbup:


    (Vielleicht hilfts ja jemandem weiter ...)


    Christoph


    PS: fast vergessen: das Ganze funktioniert mit jedem WIG-Schweißgerät, auch den simplen aus dem Baumarkt. Da der Grundwerkstoff nicht aufgeschmolzen wird, reicht eine verhältnismäßig kleine Stromstärke. Der Grundwerkstoff muss nur etwa kirschrot durch den Lichtbogen erwärmt werden, das Lot schmilzt im Lichtbogen ab und bildet die Naht ...

  • Ja - am einfachsten sind Reibelote. Einige schmelzen ab ca. 350°.
    Man muss das Lot flüssig und auf Temperatur halten und darunter z.B. mit einem scharfkantig geschliffenen Schraubenzieher
    ständig auf dem zu verlötenden Aluminium herumkratzen, damit das Lot sich mit dem Alu verbindet, bevor sich sofort wieder eine Oxidschicht bildet. Es ist jetzt keine hoch(zug)feste Verbindung. Aber für allerlei Kleinkram ausreichend.
    Stichwort: Alu-Reibelot müsste in Google und Ebay einige Ergenisse liefern.
    Das Zeug ist nicht gerade billig.
    Alternativen gibt´s bei Anbietern von Loten - z.B. teuer und gut bei weldability-sif.com der englischen Edelmarke.


  • Ich bin ein absolutes 'greenhorn' auf diesem Gebiet und stelle einfach mal die Frage:
    Geht so etwas auch mit ALU?


    Moing,
    es gibt Alu-Hartlötmaterial (Flussmittel, Draht), aber soweit ich weiß nur fürs Autogenlöten, also mit Flamme, von verschiedenen Herstellern. Z.B. das hier von
    Fontargen.
    Ich finde allerdings WIG-schweißen von Alu einfacher. Vermutlich, weil ich mehr Übung drin hab. Dazu brauchts halt ein recht teueres WIG-Schweißgerät, das auch Wechselstrom kann.


    Gruß
    Hans

  • Ich würde gerne noch ein paar Basics wissen:


    - Kann ich zum WIG-Schweißen und Löten das gleiche Gerät benutzen?
    - Erhitze ich beim Schweißen den Werkstoff einfach höher, bis eine Schmelze entseht und führe dann noch einen Schweißzusatz zu?
    - Erhitze ich beim Löten nur das Lot und bringe es in den Werkstoff ein?
    - Wenn ich ein Aluminiumbronze-Lot habe, kann ich damit dauerhaft Alubleche verbinden?
    - Wo liegen in etwa die Einstiegspreise für ein vernünftiges Gerät?


    Vielen Dank für eure Geduld!!


    Gruß
    Thomas


  • - Kann ich zum WIG-Schweißen und Löten das gleiche Gerät benutzen?


    Ja, ein DC-Gerät, also Gleichstrom, geht zum WIG-Löten und zum Schweißen von Stahl/VA.


    Zitat

    - Erhitze ich beim Schweißen den Werkstoff einfach höher, bis eine Schmelze entseht und führe dann noch einen Schweißzusatz zu?


    Grob gesagt, ja. Der Scheißzusatz ist "Artgleich" wie es so schön heisst, hat also eine sehr ähnliche Zusammensetzung.


    Zitat

    - Erhitze ich beim Löten nur das Lot und bringe es in den Werkstoff ein?


    Nein, Du erwärmst das Werkstück bzw die Lötnaht unter Schmelztemperatur, aber über derjenigen des Lotes, und bringst das Lot dazu.


    Zitat

    - Wenn ich ein Aluminiumbronze-Lot habe, kann ich damit dauerhaft Alubleche verbinden?


    Alubronze ist CuAl8Ni2 oder Ähnlich, also 90% Kupfer. Das ist NICHT zum Alulöten geeignet, bestenfalls für aluminisierte und verzinkte Stahlbleche und zum Ausbessern von Schiffspropellern :)
    Oder meinst Du was Anderes?


    Zitat

    - Wo liegen in etwa die Einstiegspreise für ein vernünftiges Gerät?


    WIG DC mit maximal 200A in der Amateurklasse, incl. Druckminderer wird so um die 500.- liegen (es gibt bestimmt auch Billigeres, das kauft man dann zweimal..) Die Fa. Stahlwerk soll da ganz Annehmbare Qualität haben. Ohne Gewähr. Dann brauchst Du noch eine Flasche Argon. Was die aktuell kosten, oder ob man eine Mietflasche nimmt, kann ich Dir nicht sagen.
    Gruß
    Hans

  • Egal welches Verfahren - Schweißen und Löten ist Sorgfalt und Übung.


    Teile anpassen, fixieren, reinigen und sich mit dem eigenen Gerät auskennen lernt man nicht an einem Wochenende und wenn man nicht aufpasst, kanns auch noch gefährlich und sehr ungesund werden.


    20L Argonflasche mit Füllung gibts bei Ebay ab € 200,-. Aber nicht jeder Gaslieferant ist bereit, die wieder zu befüllen.


    Für den Anfang ist evt. ein kleines Invertergerät um € 200,- ganz brauchbar: mit ensprechenden Elektroden, erstmal ohne Schutzgas und der Möglichkeit zum WIG-Löten(mit Schutzgas) hat man schon einige Möglichkeiten zu überschaubaren Kosten.

  • Mein erster Alu-Motordeckel-Reparaturversuch hat auf Anhieb hingehauen. Des Schwagers DR600 ist vom Ständer geschubst worden und hat sich mit dem Schalthebel selbst verletzt.
    Die Scherben wieder einzupfriemeln war mir zu knifflig, drum hab ich ein Stück halbhartes 3mm-Alublech zugefeilt und eingeschweißt.
    Das WIG-Schweißgerät ist ein altes Messer-Griesheim, noch ein ca. 50kg schweres Trafogerät, AC/DC, Brenner ohne Wasserkühlung.
    Elektrode: 2,4mm Gold,(hatte damals noch keine Andere) auf Wechselstrom, ca.150-200A mit Fußpedal geregelt, ca.20-30% asymmetrisch ins Negative, Schutzgas Argon, ohne Anwärmen oder vorheriges "Ausbrennen" des aufgesaugten Öls im Ofen.
    Für mich wars insofern ein Erfolgserlebnis, weil das Gerät altmodisch, die Elektrode eigentlich nur bedingt passend, der Brenner luftgekühlt, und der Aluguss ölgetränkt ist.
    Eigentlich lief die Schweißerei ziemlich Problemlos. Vorheriges abschmirgeln und mit Aceton gründlich entfetten ist tatsächlich die halbe Miete...



    Gruß
    Hans

  • Schönes Thema!
    Sehr gelungene Reparatur. Alu "Lot" habe ich mir mal besorgt - bin aber noch nicht zum Benutzen gekommen. Ich bin aber mal gespannt, es mal
    zu probieren. Inzwischen habe ich mir ALU Schweißen in Eigenregie beigebracht - bin erstaunt mit wieviel Ampere Du dem Deckel zu leibe gerückt
    bist.


    Viele Grüße
    Jens

  • Die Ampere hab ich geschätzt, da das MG keine Ampereskala am Einstellschalter hat, sondern Zahlen, denen direkt kein A-Wert zugeordnet werden kann. Das Gerät kann 250A, ich hab auf ca. 4/5-Gas begrenzt, und mit Fußpedal "gepulst", also auch öfter mal voll aufgedreht.


    Gruß
    Hans