Normalerweise ist Nachwuchs immer eine sehr junge Spezies - so regelt es die Natur.
Beim Trialsport hat es sich in den vergangenen Jahren aber mehr und mehr gezeigt, dass der Nachwuchs - sprich die Neulinge - nicht mehr nur
die jungen Hüpfen sind, sondern "Spätberufene", die im Alter von 30+ den Weg zu diesem Sport gefunden haben. Wen wundert's? Denn nur wer
das nötige Kleingeld und auch die Transportmöglichkeiten besitzt ist überhaupt in der Lage, seine Trialmaschine zu einem Club bzw. Gelände
zu bringen... das ist vor dem 18 Lebensjahr ein Ding der Unmöglichkeit und geht nur, wenn die Eltern aktiv mithelfen. Daraus ergibt sich auch
die derzeitige Nachwuchsstruktur: Kinder von Trialern werden zu einem gewissen Prozentsatz für das Trialen begeistern und der andere
Nachwuchs sind die "Älteren".
Wenn man jetzt nach viel Training und mit viel Motivation beginnt Veranstaltungen zu fahren – bei uns hier ist es der Nordcup, dann kommt
man nach einer schönen Saison in der Spur 5 in die 8. Für die 4, wo sich der Nachwuchs rumtreibt ist man mit ü40 zu alt. Doch was erlebt man
in der 8? Eine große Anzahl von Ex-Spitzenfahrern. Fahrer, die vor wenigen Saisons oder Jahren noch in den Spuren 2 & 3 um die Podestplätze
gefightet haben... Als Nachwuchsfahrer sieht man da keinen Stich, da man nicht mal in die Nähe der Füße fahren kann, die dort auf den ersten
6 Platzierungen erzielt werden. Das Ergebnis ist, dass die Wettkampfsmotivations schwindet und es nur noch zu einem abgesteckten Training
mutiert.
Doch damit nicht genug – die Spur 8 hat reichlich an Würze gewonnen. Was ja auch nicht verwundert, denn schließlich ist durchschnittliche
Expertendichte so dominierend, dass der Nachwuchs in der Spurenausgestaltung wenig berücksichtigung findet. Es sind also zwei Dinge, die sich
hier herauskristalisieren, die den älteren Nachwuchs eher wieder verschrecken:
A) Fahren in einer Spur, in der sich wenig ebenbürtiger Wettbewerb bzw. Nachwuchs tummelt.
B) Sektionsbau, der sich am immer besser werdenden Fahrerfeld orientiert.
Mein Eindruck ist, dass wir einen signifikanten Anteil an Neueinsteigern haben, die über 30 sind, die aber durch die vorhandenen Strukturen
eher vom Wettkampfssport abgeschreckt und frustiert werden. Das Ergebnis ist, dass diese sich dann wieder zurückziehen und keine Veranstaltungen
mehr fahren sowie ggf. wieder ganz aufhören –ein Ergebnis, welches für den Trialsport eher traurig ist.
Ich halte es für dringend notwendig, dass die Spuren neu gemischt werden, es braucht eine Struktur, die ein fairen Wettkampf ermöglicht. Es gibt jetzt
ja auch diese neue 2+ Spur, eine gute Idee, die auch in anderen Könnenstufen Schule machen sollte.
Wer über 40 ist und aus der 3 oder 2 kommt sollte nicht in der "normalen" 8 fahren dürfen. Auch hier wäre eine 8+ anzudenken.
Bisher ist beim Nordcup in dieser Saision noch nicht zu spüren, dass die Sektionen leichter gesteckt werden, so wie es im Rahmen der vergangenen
Nordcupbesprechung festgelegt wurde... Und meine Begeisterung der letzten zwei Saisons ist in diesem Jahr regelrecht verflogen, denn alles Training und die
gemachten Fortschritte führen nicht zu besseren Ergebnissen, wenn a) die Wettbewerber immer besser werden und b) die Sektionen immer noch ne Schippe drauf bekommen.
Die letzten zwei Saisons habe ich so gut wie keinen Nordcup verpasst – und dieses Jahr werden die weit entfernten auf der Strecke bleiben, da trainiere ich lieber
im heimischen Club. Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht übertrieben pokalgeil bin und wirklich mit viel Spaß und großer Motivation am Trainieren bin – auch stehe ich mit dieser Meinung
und den geschilderten Eindrucken nicht ganz alleine da. Es wäre schön, wenn sich in dieser Richtung eine neue Regelung finden ließe, damit der Nachwuchs für den Sport
auch weiterhin Spaß an Veranstaltungen hat. Denn das hat sich auch gezeigt: Wer da mitmacht, die Menschen der Szene kennenlernt, der ist länger und nachhaltiger
dabei. Und das wäre ein großer Gewinn für unseren Sport.
Freue mich über Anregungen.
Gruß
Gerrit