Restaurieren oder im "Altzustand" belassen?

  • Hallo,


    Dieses Thema beschäftigt mich und so eine richtig gute Antwort auf meine Frage weiss ich nicht. Hängt wohl von den persänlichen Vorlieben aus.
    Ein wie mit einer Speckschwarte eingeriebenes super glänzendes Veteranen trial Bike, wie sie von verschiedenen französichen Höndlern (z.B. Trail 709 oder belgischen (Sneezy) angeboten werden, sind mir zu "seelenlos". Kratzer, Patina zeigen doch, dass das Bike gelebt hat...
    Rost stört mich auch, aber deshalb gleich einen Rahmen sandstrahlen, in irgend ein Tauchbad steckern und dann Pulverbeschichten ist nicht so mein Ding.
    Was haltet ihr von folgender Methode. Polisch, z.B. Autosol nehmen, um den Rost zu entfernen. Rostumwandler benutzen und dann auf die blanken Stellen z.B. mit dem Pinsel eine dünne Grundierung auftragen, wäre doch auch eine Möglichkeit, das Bike zu schützen ohne es seiner Geschichte zu berauben. Ich tendiere eher zu der "sanften" Art der Restaurierung, bin aber noch nicht zu 100% festentschlossen.


    Wenn das Bike einmal "über"restaurieert ist gibt es leider kein zurück mehr.


    Was vevorzugt ihr in Sachen Klassik-Trialmaschine in Stand setzen? Und aus welchen Gründen.


    Liebe Grüsse,
    Stan :/

  • Ich habe schon alles gemacht, von low budget Restaurierung mit gepinselten Rahmen bis hin zu alles glänzt wie neu, auch eine "restaurierte" Snezzy-TY gekauft, alles eine Frage des zur Verfügung stehenden Geldes und der Lust am Basteln....


    Einen Trialer mit etwas Patina zu erhalten finde ich ok, Rost muss nicht sein, Rahmen und Schwinge kann man in passenden Farbtönen ausbessern, Auspuffanlagen sollte man schon regelmäßig neu schwärzen, damit sie nicht zerbröseln....
    Wichtiger als blingbling sind funktionierende Fahrwerkskomponenten und eine gut gewartete Technik, ein Satz neuer Michelins hilft mehr als der glänzende leichte Aluauspuff....


    Eine Restauration eines Händlers ist immer ein Kompromiss, schließlich kosten die Teile auch im Einkauf einen Haufen Geld und selbst wenn man das als Winterfüllarbeit nur mit Deckungsbeitrag ohne weiteren Kostenaufschlag auf den Arbeitslohn kalkuliert kann das bei 4000,-€ VK nie die Gründlichkeit einer selbstgemachten Restauration erreichen, deutsche Qualitätsvorstellungen mal ganz außen vor gelassen....


    Die TLR 250 von meinem Sohn haben wir ganz bewusst unrestauriert gelassen, das Moped wird aber auch angemessen hart rangenommen und würde eh nach kurzer Zeit wieder ähnlich aussehen...

  • hallo


    bewege selbst ein paar oldtimermopeds wenn auch keine klassik trial


    denke es kommt auf den geschmack des besitzers an und wie er die maschine einsetzen und pflegen will.
    ich finde originalmaschinen vermitteln mehr als restaurierte blender .
    meine fahrzeuge werden gefahren ,zum rumstehen sind sie mir zu schade .


    so bleiben wenigstens fahrer und maschine gleichermassen authentisch


    gruß Bastl

  • Wenn ich ein "Show-Bike" haben will, dann würde ich das Teil komplett restaurieren. Und ganz wichtig: Schild mit "Nicht berühren" in dreifacher Ausführung anfertigen! :D
    Aber ein Trial-Moped will ja auch "artgerecht bewegt" werden. Also primär muss die Technik funktionieren! Bei der Optik ist es "Gefühlssache".
    Bei meiner kleinen Tl habe ich Rost entfernt und mit Primer und Farbe nachgebessert (Rahmen), Chrom mit Never Dull soweit wie möglich aufgehübscht. Dellen ( wenn nicht am Auspuff) gehören zur Geschichte des Mopeds (meine Meinung). Der Lack wurde mal etwas poliert.



    VG

  • Also alle großen Museen sind sich einig, dass Fahrzeuge so weit wie möglich mit ihrer Patina erhalten bleiben, weil sie über die Geschichte des Fahrzeugs erzählt. Längerfristig sind also die Originalen wertvoller...


    ... doch da wir uns in unserem Sport weiterentwickelt haben und nun Fahrtechniken beherrschen, die früher nur die Besten hatten, und dies mit den Modernen einfach besser geht, passen viele von Steuerkopf über Motor bis Fussrasten ihre "Klassiker" "angeblichen" Klassiksektionen an. Unser Problem ist dabei, dass wir nahezu überhaupt keine klassischen Sektionen mehr fahren, sondern meist Einsteigerspuren für Moderne mit den engen Kehren usw..


    Auch sieht man Motorräder, die früher eher gemieden wurden, wie die Honda Viertakter oder völlig umgepfriemelte pre 65er (Bantams, Jawas, BSA, Triumph), die nichts und garnichts mit den damaligen Mopeds anheim haben. Gerade diese sind an Gewicht, Motor und Geometrie extrem verändert und kaum Rückbaubar. Einige sehen gerade darin den Wert und wollen sich den Erfolg erkaufen und zahlen dafür, doch wenn die Klassikwettbewerber nachlassen und die Reihen sich lichten, wird sich um diese kaum jemand mehr bemühen. Dann wird die Suche nach Luftfilterkästen, Lampen, Schaltern usw. los gehen, um sie wieder auf die Straße zu bringen.


    Meine Entscheidung war daher, kein pre 65 zu fahren, weil ich kein seriennahes Moped fahren und gleichzeitig in den schwereren Spuren mithalten kann. Und schließlich will man ja auch was von seiner Jugend mitfühlen..


    Somit beschränke ich mich auf späte Twinshocker und modifiziere sie genauso, wie ich es früher gemacht habe. Damit geht dann schon etwas. Patina bleibt erhalten, es sei denn, das Ding kommt in allen Einzelteilen daher....


    Leider weichen die originalen Federbeine zu oft den üblichen Nachbauten, weil sie nach ein paar Betriebsstunden auseinanderfallen--- natürlich "altersbedingt"...aber das ist ja gleichzeitig auch deren Geschichte, bevor sie in einem Karton aufbewahrt werden. Abgebrochene Speichen, verbogene Lenker, alte Lager... werden selbstverständlich zum Schrott in die Wiederverwertung getragen und bleiben im Kreislauf der Materie. Kaputte Kondensatoren darf ich dagegen feierlich mit dem Hammer bearbeiten, um denen mal zu zeigen, wie man sich fühlt, wenn man deswegen hin- und ausfällt.

  • Die gleiche Frage habe ich mir auch gestellt, als ich die Fantic auf den Hänger geladen habe. Eigentlich mache ich das jedesmal, wenn ein neuer Oldtimer in meinen Dunstkreis kommt.
    Selber habe ich ein einziges Mal eine DKW top restauriert. Hinterher stand sie vermutlich besser da, als damals beim Händler. Mir ist sie dabei aber irgendwie fremd gewoden, es war nimmer das Mopped, was ich gekauft hatte.
    Seitdem belasse ich es dabei, das Motorrad technisch zu überholen und optisch den Rost anzugehen. Alles Andere darf so bleiben, wie es ist. Neue Reifen, neue Griffgummis etc .. das gehört für mich dazu, denn ich will das Teil ja auch bewegen. Im Prinzip sehe ich das genauso wie der Bastlwastl. Und weil ich die 50 auch schon überschritten habe, stimmt das auch mit der Authentizität zwischen Mopped und Fahrer ;)


    Ich denke, viele selbstschraubende Alteisenbesitzer haben da eine - wie auch immer geartete - emotionale Verbindung zwischen der eigenen Historie und der des Moppeds ;)


    Fred

  • Beides je nach Zustand. Wenn das Moped wie schon geschrieben in Einzelteilen die mehr kaputt als noch funktionsfähig sind und erhebliche Korrosion aufweisen, dann wird halt aufgearbeitet.


    Wenn die Substanz gut ist nicht oder nur partiell. Rost entferne ich allerdings immer, dass dafür schonend, so das der Original Lack erhalten bleibt mit Zitronensäure und ACF. Dauert etwas zum Schluss liegt blankes Blech bzw. Stahl frei welchen ich dann alle ein bis zwei Monate wieder mit ACF behandle.


    Gummibauteile tausche ich ebenso Lager oder einfach alles was nicht reparabel ist, dazu möglichst Originalteile, (wird von mal zu mal schwieriger). Die Federbeine wenn noch Original und meist nicht instand zu setzen tausche ich gehen moderne aus die optisch den Originalen ähnlich sind.


    Wer nur sammelt kann ja gerne alles so belassen, wer fährt darf gesunde Kompromisse eingehen.